Gewässertyp des Jahres 2022

Grundwasser – der unsichtbare Schatz

Die größten für Menschen nutzbaren Süßwasservorkommen der Erde liegen unsichtbar im Untergrund – das Grundwasser ist eine wichtige Ressource, die besonders geschützt werden muss.

Entstehung und Vorkommen
Entstehung und Vorkommen

Das Wasser auf der Erde befindet sich in einem ständigen Kreislauf – zwischen den Meeren, der Atmosphäre und den Kontinenten.

Schematische Darstellung des Wasserkreislaufs

In Deutschland wird Grundwasser vor allem in den Wintermonaten neu gebildet. Ein großer Teil des Niederschlags versickert im Boden, fließt unter der Oberfläche weiter und wird zu Grundwasser. Es bildet sich dort, wo das versickernde Wasser beim Durchfließen der Hohlräume der Lithosphäre – das ist der oberste Bereich der festen Erde – auf wasserundurchlässige Schichten trifft und so am Weiterfließen gehindert wird.

Die unterirdischen Räume, die das Wasser speichern und weiterleiten können, werden Grundwasserleiter genannt. In Deutschland dominieren sogenannte Poren-, Kluft- und Karstgrundwasserleiter. Form und Größe der Hohlräume in den Grundwasserleitern haben einen großen Einfluss auf die Geschwindigkeit, mit der das Grundwasser unterirdisch fließen kann und bestimmen Fördermenge und -qualität des Grundwassers.

Porengrundwasserleiter
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Kluftgrundwasserleiter
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Karstgrundwasserleiter
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Wie viel Wasser gibt es auf der Erde?

Weltweit wird die Wassermenge auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Kubikkilometer geschätzt. Der allergrößte Teil davon ist salzig, nur 2,5 Prozent – rund 35 Millionen Kubikkilometer – sind Süßwasser.

Ein Tortendiagramm auf dem die Verteilung der Süßwasserresroucen der Erde gezeigt werden

Deutschland ist ein wasserreiches Land – die potentiell nutzbare Wassermenge wird im langjährigen Mittel auf 188 Milliarden Kubikmeter pro Jahr geschätzt, davon etwa ein Viertel Grundwasser (49 Milliarden Kubikmeter, das entspricht in etwa dem Wasservolumen des Bodensees).

Nutzbare Wasserressourcen sind auf der Erde extrem ungleichmäßig verteilt. So wird beispielsweise die Menge nutzbaren Wassers in Rumänien auf nur etwa 42,3 Milliarden Kubikmeter pro Jahr geschätzt, während in Kanada rund 2.900 Milliarden Kubikmeter zur Verfügung stehen.

Wie nutzen wir das Grundwasser?

Grundwasser ist weltweit der meistgenutzte Rohstoff und die bedeutendste verfügbare Süßwasserreserve. Vor allem in den Trockenzonen der Erde ist es die einzige verlässliche Wasserressource.

Trinkwasser
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Industrie
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Landwirtschaft
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Thermalquellen und Geothermie
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In vielen Ländern wird Trinkwasser größtenteils aus dem Grundwasser gewonnen, in Deutschland zu rund 70 Prozent. Grundwasser spielt auch eine Rolle für die Industrie, zum Beispiel als Kühlwasser und Wasser für Herstellungsprozesse (beispielsweise bei der Herstellung von Papier). Auch die Landwirtschaft nutzt natürlich Wasser, vor allem zur Bewässerung. Grundwasser wird außerdem als Mineralwasser entnommen und für (heiße und warme) Heilquellen genutzt. Mit Erdwärme aus Tiefengeothermie werden mittlerweile ganze Stadtviertel mit Heizwärme versorgt.

Lebensraum und abhängige Ökosysteme
Das Grundwasser als Lebensraum

Im Grundwasser selbst liegt das wohl größte limnische (d.h. süßwasserbestimmte) Ökosystem der Erde. Außerdem speist das Grundwasser Flüsse und Seen sowie wichtige Landökosysteme, zum Beispiel Feuchtgebiete, Moore und Wälder.

Der Lebensraum Grundwasser ist für uns Menschen nahezu unzugänglich und deshalb noch weitgehend unerforscht.

Die überdeckenden Bodenschichten puffern Einflüsse von außen weitgehend ab. Im Grundwasser selbst herrschen recht konstante physikalisch-chemische Bedingungen. In unseren Breiten liegt die Temperatur oberflächennaher Grundwasserleiter bei durchschnittlich 10 bis 12 Grad Celsius. Gleichzeitig herrscht völlige Dunkelheit, was Photosynthese unmöglich macht. Das Nahrungsangebot ist knapp und wird mit dem Regen- und Schmelzwasser eingeschwemmt oder gelangt über oberirdische Gewässer in den Untergrund.

Aufgrund dieser speziellen und kargen Lebensbedingungen ist Grundwasser eher dünn besiedelt. Die Lebensgemeinschaft setzt sich aus Bakterien, Pilzen sowie winzigen ein- und mehrzelligen Tieren zusammen.

Die Grundwassertiere sind meist mikroskopisch klein, augenlos und ohne Körperpigmente, aber mit Tastorganen ausgestattet und perfekt an Dunkelheit und Nahrungsarmut angepasst. Die wichtigsten Gruppen sind die Krebstiere. Hinzu kommen Asseln, Schnecken, Würmer und Muscheln. Oft gibt es Verwandte an der Erdoberfläche.

Belastungen und Störungen
Was belastet das Grundwasser?

Die Aktivitäten und Funktionen der einzelnen Organismen im Grundwasser sind eng aufeinander abgestimmt, sie tragen durch Reinigungsleistungen zum Erhalt der Wasserqualität bei. Wird das empfindliche Milieu gestört, lässt diese „Selbstreinigungskraft“ nach. Das Grundwasser wird durch vielfältige natürliche Faktoren und künstliche Eingriffe beeinflusst.

Auch der Klimawandel hat Einfluss auf das Grundwasser: Bleiben Niederschläge über einen längeren Zeitraum aus, sinken die Grundwasserpegel ab. So sind zum Beispiel 2018 und 2019 aufgrund der langanhaltenden Trockenheit in einigen Regionen Deutschlands die Grundwasserstände deutlich gefallen. Es herrscht zwar kein Mangel an Trinkwasser und es gibt bisher keine flächendeckenden negativen Auswirkungen auf die Wasserversorgung aus Grundwasserressourcen. Allerdings kam z.B. im Sommer 2018 in den besonders betroffenen Regionen die Eigenversorgung mit Trinkwasser teilweise zum Erliegen, weil Hausbrunnen trockenfielen.

Monitoring und Schutz
Wie können wir das Grundwasser schützen?

Um das Grundwasser als Lebensraum und Ressource zu schützen, wird es in Deutschland regelmäßig und engmaschig überwacht.

Zum einen wird der chemische Zustand überprüft, d.h. die Zusammensetzung und Belastung mit Schadstoffen. An über 7.000 Messstellen wird z.B. die Konzentration von Schadstoffen gemessen und die Einhaltung der EU-weiten Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel und Nitrat überprüft.

Knapp ein Drittel der deutschen Grundwasserkörper ist aktuell in einem schlechten chemischen Zustand (Stand 2017). Das liegt vor allem an den zahlreichen Überschreitungen der Grenzwerte für Nitrat und Pflanzenschutzmittel. Weitere Belastungen ergeben sich aus den Rückständen von Arzneimitteln, organischen Verbindungen, künstlichen Süßstoffen und Abbauprodukten von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen.

Außerdem wird an etwa 6.000 Messtellen bundesweit der mengenmäßige Zustand des Grundwassers überprüft. Für die Berechnung werden die Entnahmemengen der Grundwasserneubildung gegenübergestellt. Ziel ist, dass zumindest ein Gleichgewicht zwischen Entnahme und Neubildung herrscht. Aktuell gibt es nur vereinzelte Grundwasserkörper, die Wassermengenprobleme aufweisen.

Was kann jede und jeder Einzelne tun?

Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Wasser

Bioprodukte
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Auf Bioprodukte setzen – chemisch-synthetischer Dünger und Pflanzenschutzmittel sind hier verboten.
Biozide
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Im eigenen Garten auf chemische Pflanzenschutzmittel und Biozide verzichten und Dünger nur sparsam verwenden.
Schadstoffe
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Lacke, Farben, Arzneimittel nicht in der Spüle oder Toilette entsorgen.
Autowäsche
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Autos nur in Waschstraßen waschen, da hier das Waschwasser aufbereitet wird.
Versiegelung
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Wege, Zufahrten oder Terrassen soweit möglich nicht versiegeln oder durchlässige Flächenbelage verwenden.
Streusalz
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Im Winter kein Streusalz einsetzen, sondern Sand oder Granulate.
Gartenbewässerung
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Sommerliche Gartenbewässerung nur morgens und abends.
Wasser sparen
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Sparsam mit Trinkwasser umgehen (z. B. Duschen statt Baden, Waschmaschine voll beladen).
Regenwasserzisterne
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Private Regenwasserzisterne einrichten.